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Spektralanalyse (eines Lebenslieds)


Gefühle sind zum Fühlen da.

Ich hab’s begriffen, wunderbar!

Hallo Freude, hallo Glück!

Seid willkommen, Stück für Stück.

 

Fühl ich euch, dann geht’s mir gut.

Anders geht es mir mit Wut

oder Traurigkeit und Zorn,

die mich stechen wie ein Dorn.

 

Liebeskummer, Angst und Neid

– bin ich auch für euch bereit?

Es hilft ja nix, ihr seid ja da,

wo in mir grad noch Schönes war.

 

Eifersucht und Unbehagen:

Leicht seid ihr nicht zu ertragen,

von Verzweiflung ganz zu schweigen,

doch auch du gehörst zum Reigen


der Gefühle, die uns prägen,

die zu unserm Menschenleben

auch gehören, ob wir’s wollen …

– oder nicht … – oder grollen …

 

Selbst, wenn wir uns richtig sträuben,

euch und uns sogar betäuben,

klopft ihr dennoch wieder an

ans Menschenherz, ja, dann und wann.

 

Euphorie – ja, bitte, gerne!

Agonie – bleib bitte ferne!

Aversion – dich mag ich nich’.

Aggression – da schäm’ ich mich.

 

Auch mal stolz, doch stets gelassen:

Gern würd’ man sich so sehen (lassen),

voll Dankbarkeit und etwas Demut,

doch gänzlich ohne Hoch- und Schwermut.

 

Bloß … so funktioniert’s halt nicht.

Wenn auch aus der Menschensicht

die einen gut, die andern schlecht,

die einen arg, die andern recht


herzlich uns willkommen scheinen,

wollen wir doch, wenn wir schon weinen,

dies vor Freude, Liebe, Lachen,

nicht jedoch aus Trauer machen


oder weil wir Schmerzen leiden.

Dabei lässt sich’s nicht vermeiden,

das ganze Spektrum zu empfinden,

auch wenn wir’s nicht einfach finden.

 

Hass und Ekel, Lethargie,

heiße Scham, Melancholie

– wer möcht’ nicht auf sie verzichten?

Ob das geht? Nun ja, mitnichten,


möchte man ein Menschenleben

in allen seinen Farben leben.

Ein Leben ohne Moll, in Dur?

Kann sein, das gibt’s – bedenke nur,


dass in der Melodie des Lebens

kein Ton existiert vergebens.

Ich versuche’s zu behalten,

wenn wieder Gefühlsgewalten


bei mir klopfen, die mich schrecken,

ihre spitzen Zähne blecken,

auch sie freundlich anzublicken,

statt sie unwirsch wegzuschicken.

 

Hallo, Angst, da bist du ja,

warst schon länger nicht mehr da.

Hallo, Trauer, Altbekannte,

bist ja beinah Artverwandte.

Hallo, Zorn, auch dir willkommen,

bist du mal vorbeigekommen.

 

Bleibt ein bisschen, wenn ihr mögt,

tut, was ihr so gut vermögt:

Malt ein Bild, so bunt wie’s Leben.

Mit allen Farben lasst uns weben.

 

Eins ist sicher, das ist tröstlich:

Weder Glück, noch ihr bleibt ewig.

Es ist bekannt und zwar hinlänglich:

Ihr seid … wir sind … alles ist … vergänglich.

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